Energiekosten – der nächste Raubzug kommt bestimmt!
Es gibt einige wichtige Neuigkeiten.
Aber lassen Sie mich zunächst noch einmal grundsätzlich werden: Steuern sind, jedenfalls auf den ersten Blick, Belastungen, die durch politisches Handeln festgelegt, also legitimiert sind. Eine viel größere Belastung ergibt sich allerdings aus den Energiekosten. Sicht- und spürbar sind sie zuallererst durch die Kosten für Elektrizität, Heizung und Fortbewegung. Weniger sichtbar sind sie in allen Produkten und Dienstleistungen, die wir für unseren täglichen Bedarf benötigen – von Backwaren, über Konserven und praktisch alle Produkte des täglichen Bedarfs.
Diese Belastungen sind nicht demokratisch legitimiert, sondern Ergebnis internationaler Kartellpolitik. Was national juristisch verfolgt wird, ist international gängige Praxis. Vergessen wir dabei nicht, das Öl und Gas umsonst (abgesehen von den Förderkosten) aus dem Boden kommen. Künstlich verteuert, führen die Öl- und Gaspreise in den Herkunftsländern zu teilweise absurdem Reichtum. Nur wenige Länder, wie z. B. Norwegen, gehen mit diesem Reichtum verantwortungsvoll um. Manche finanzieren damit bedrohliche Militärinvestitionen, andere gönnen sich Luxus jeglicher Art.
Die Energie- und Klimakrise hat die Lage noch einmal zugespitzt. Zum Energiemix gehören jetzt zwingend und erklärtermaßen die erneuerbaren Energien.
Blicken wir einmal auf die Kosten dieser Entwicklung – losgelöst von den positiven Auswirkungen auf die Umwelt. Erneuerbare Energien sind teuer: Wärmepumpen und Windräder, namentlich die auf hoher See, verursachen horrende Kosten. Der Verbraucher denkt vielleicht: „Gut, die sind weit weg“ – aber die Kosten wird er trotzdem tragen müssen. Nicht nur er als Verbraucher, sondern ebenso die heimische Industrie und das Gewerbe. Für die Verbraucher ist das kaum zu verkraften, für Industrie und Gewerbe ebenfalls nicht. Die genannten horrenden Investitionen sind nur vordergründig aus Sorge um die Umwelt getrieben – nein, sie sind Profit-getrieben, so wie bei anderen Energiearten auch. Wenn also von Tausenden weiterer Windräder in der Nordsee die Rede ist, dann ergibt das mit Sicherheit eine Investition von nie dagewesener Dimension.
Naheliegend und wahrscheinlich ist, dass derartige Riesen-Investitionen einen europäischen Anstrich bekommen. Das würde bedeuten, dass auf europäischer Ebene ein neuer Schuldentopf (quasi ein übergeordnetes „Sondervermögen“) eröffnet wird. Fällig wären die Zahlungen an die Industrie sofort nach Erfüllung der Leistung, der Schuldenstand für künftige Generationen stiege jedoch nochmals ins Unermessliche.
Man darf die Energie mit ihren Kosten nicht national sehen: Wir werden in Zukunft vermehrt Waren importieren, die mit „schmutziger“ Energie hergestellt wurden, weil sie billiger sind. Auch Betriebe und Industrien werden in Länder abwandern, in denen die Energie billiger ist. BASF investiert gerade 10 Mrd. € in China.
Deutschlands Anteil am weltweiten CO2-Ausstoss beträgt 2%, der Anteil Chinas beträgt dagegen fast 30 %. Während wir Kohlekraftwerke stilllegen, werden sie weltweit gebaut und in Betrieb genommen. Allein in China werden momentan Kraftwerke mit einer Leistung von 88 Gigawatt gebaut. Das ist rund achtmal so viel Leistung, wie in Deutschland seit 2011 vom Netz gegangen ist – 11,2 Gigawatt. Auch in Indien entstehen an 28 Standorten neue Meiler.
Ähnliches gilt für Kernkraftwerke. Stand Jan. 2023 sind folgende Kernkraftwerke im Bau (auszugsweise): China 47, Rußland 25, Indien 12 und USA 3.
Wir sind mit unserer Energiepolitik auf einer total „schrägen“ Bahn. Wir ruinieren unseren Wohlstand, unsere industrielle Basis, kurzum die Basis unseres Zusammenlebens, in der grotesken Annahme, dass unsere nationale Politik irgendeinen Einfluss auf die Entwicklung des Weltklimas hätte.
Wie naiv manche Aktivisten das sehen (und nicht nur die), gebe ich hier aus einem Artikel des „Focus“ vom 26.4. wieder: „Die Aktivisten beklagen fehlenden Klimaschutz und verlangen die Einsetzung eines Gesellschaftsrats mit gelosten Mitgliedern. Sie fordern von der Politik einen Plan zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels, mit dem die schlimmsten Folgen der Erderwärmung verhindert werden sollen.“ Wohlgemerkt: Das ist die Forderung an die Politik eines Landes, das 2 % der CO2-Emissionen verantwortet.
Aber es geht noch weiter: Wir verfolgen die Ziele nicht in fortschrittlicher Weise, sondern wir sind energietechnisch mit voller Kraft auf dem Weg von der Steinzeit ins Mittelalter.
Die Verwendung fossiler Energien versehe ich mit dem Stempel „Steinzeit“ und die erneuerbaren Energien versehe ich mit dem Stempel „Mittelalter“.
Energie aus Kernkraft spielt in einer völlig anderen Liga und ist für mich deshalb energetische Neuzeit. Das Problem ist, dass unsere Politiker mit Kernkraft nicht umzugehen wissen und dass sie der geballten Macht der Energielobby nicht nur nichts entgegenzusetzen haben, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit auch Teil davon sind.
Soweit es um die großen Netzbetreiber geht, ist ihnen die Art der Stromerzeugung egal, Hauptsache sie geht durch ihre Leitungen. Und wer den „Fuß auf der Leitung hat“, bestimmt den Preis.
Die Kernenergie befindet sich in einem technologischen Wandel. Der Trend geht hin zu modularen Systemen. Das heißt zu Reaktoren nach dem System der Kernspaltung, die zentral hergestellt und dezentral eingesetzt werden. Die Gefahr einer Kernschmelze wäre leichter beherrschbar, die Frage der Müllentsorgung allerdings nicht gelöst. Dennoch gibt es zahlreiche Projekte zu diesem System. –
Auch das System den Flüssigsalzreaktoren ist zunehmend aktuell. Eine Kernschmelze oder eine Dampfexplosion ist bei diesem Reaktortyp nicht möglich. Im Jahr 2021 beschloss TerraPower den Bau eines Small-Modular-Flüssigsalzreaktors in Wyoming mit einer Leistung von 345, vorübergehend auch bis zu 500 Megawatt. Der Reaktor soll am Standort eines ehemaligen Kohlekraftwerks die Dekarbonisierung und den Wandel Wyomings weg vom „Kohlestaat“ augenfällig machen. (sh. Wikipedia). - China sieht das Konzept des Flüssigsalzreaktors als wichtige Komponente für die mittel- und langfristige Energieversorgung.
Auch auf dem Gebiet der Kernfusion (dem „heiligen Gral“ der Kernkraft) gibt es neue Entwicklungen. Ich habe hier einen Artikel von „Bloomberg“, der sieben neue Startups zur Kernfusion vorstellt. Allesamt gut finanziert und z. T. mit namhaften Sponsoren wie Bill Gates, Peter Thiel oder Shell. https://www.bloomberg.com/features/2023-nuclear-fusion-startups/?leadSource=uverify%20wall
Der Artikel ist brandneu, vom 21.4. 23
Zu den gezeigten Firmen gehört „ZAP-Energy“, über die ich schon vor Jahren berichtet habe und auch eine deutsche Firma, die „Marvel Fusion GmbH“ in München. Die Firmen wollen um 2030 ans Netz gehen! Das hieße, in rund zehn Jahren wären wir auf der Zielgeraden zu unendlicher und sauberer Energie. Dies sind im Vergleich zu den bisherigen Zeithorizonten der großen Versuchsreaktoren wie ITER oder Wendelstein völlig neue Perspektiven.
Ich habe einige „Essentials“ des Artikels übersetzt und stelle hier die Firmen vor:
ZAP-Energy
Der Reaktor von Zap verwendet im Gegensatz zu den meisten Fusionsprojekten weder Laser noch Magnete. Der Reaktorkern ist ein langer, schmaler Zylinder. In seiner Vakuumkammer entzieht ein elektrischer Strom dem Wasserstoffgas seine Elektronen und erzeugt ein hochenergetisches Plasma. Es wird durch die Kammer nach unten geschleudert. Die Plasmawolke kollabiert zu einer Säule und wird von einem Strom durchflossen, der stark genug ist, um das Magnetfeld zu erzeugen, das die Wolke einschließt und kondensiert.
Dieser so genannte stabilisierte Z-Pinch-Ansatz würde es dem Startup ermöglichen, kleinere Reaktoren mit einer Leistung von 50 Megawatt zu produzieren, was ausreichen würde, um etwa 40.000 US-Haushalte zu versorgen. Zap Energy ist eine Ausgründung der University of Washington und des Lawrence Livermore National Laboratory und wird - wie viele andere - von einigen der reichsten Menschen der Welt (Bill Gates) und den größten Ölgesellschaften (Shell) unterstützt.
Gegründet 2017
Eingeworbenes Kapital: $ 203 Millionen
Geschätzter Zeitpunkt der kommerziellen Nutzung: 2030
Tokamak Energy Ltd., Oxfordshire, England
Die Tokamak-Version dieses Unternehmens sieht aus wie ein Apfelkern. Es ist Teil einer kugelförmigen Maschine, die ein so genanntes starkes toroidales Magnetfeld nutzt, d. h. eine Reihe von donutförmigen Magneten. Diese Magnete, die mit einigen Hochtemperatur-Supraleitern zusammenarbeiten, schließen das Plasma ein und fangen Neutronen auf. Das kompaktere Gerät ist billiger und kann das Plasma besser manipulieren als andere Modelle, so Tokamak. Die britischen Erfinder sagen, dass ihr System nicht wie die alten, ausufernden Kernspaltungsanlagen aussehen muss. Sie planen, die Anlage auf einem Gelände zu errichten, das nicht größer ist als zwei Fußballfelder und klein genug, um in die Nähe von Großstädten zu passen.
Saubere Fusionsenergie könnte den Kohlenstoff aus fossilen Brennstoff-intensiven Prozessen wie der Stahlverhüttung und der Zementherstellung entfernen.
Gegründet: 2009
Verfügbare Geldmittel: $250m
Zeitplan für die Inbetriebnahme: 2035 oder 2036
Marvel Fusion GmbH, München
Marvel verlässt sich auf eine ganze Reihe von Lasern. Kurze Laserstrahlen werden in einer Kammer sehr schnell gestreckt und komprimiert - ein Verfahren, das als „gechirpte“ (?) Pulsverstärkung bezeichnet - und dann in einen Reaktor geschossen wird, der mit Marvels Brennstoff, einer Mischung aus Wasserstoff und Bor, gefüllt ist. Marvel ist jünger als seine Hauptkonkurrenten und war bis 2023 noch nicht über das Labor hinausgewachsen. Aber das Unternehmen hatte mehr als 2.000 Experimente durchgeführt und plante zunächst, bis zum Jahresende seine erste Anlage zu eröffnen.
Gegründet: 2019
Vermögen: $60m
Inbetriebnahme Anfang der 2030-iger Jahre
General Fusion, Vancouver
General hat eine riesige, futuristische Dampfmaschine gebaut. Der Reaktionsprozess beginnt in einem riesigen Tank, der mit flüssigem Metall (Blei und ein wenig Lithium) gefüllt ist, das heftig herumgewirbelt wird, um einen Hohlraum zu bilden. Dann pumpen Kolben Wasserstoffplasma hinein und erhitzen es auf mehr als 100 Millionen Grad Celsius. Das Unternehmen führt Tests mit Sprengstoff durch. "Jetzt", sagt CEO Greg Twinney, "müssen wir das in einer Maschine machen, die wiederholt arbeiten kann - ohne dass wir sie in die Luft jagen."
Gegründet: 2002
Bargeld : $300m
Zeitplan: Anfang 2030-iger Jahre
TAE Technologies Inc, Foothill Ranch, Kalifornien
Das Unternehmen arbeitet an zwei neuen Maschinen. Da Vinci, das für die frühen 2030er Jahre geplant ist, ist das kommerzielle Modell, das Strom ins Netz einspeisen soll. In der Zwischenzeit ist das Unternehmen auch mit Ausgründungen beschäftigt - einem Energieversorger, der dafür sorgt, dass Elektroautos schneller aufgeladen werden können und TAE Life Sciences, das seine Wissenschaft in die Behandlung komplexer Krebserkrankungen einbringt.
Mitte der 1990er Jahre wurden die US-Mittel für die Fusionsforschung zurückgefahren. Die Gründer des späteren TAE beschlossen, private Märkte zu erschließen. - Der Ansatz des Unternehmens besteht darin, zwei "Rauchringe" aus Wasserstoff zusammenzufügen, um ein rotierendes Plasma zu erzeugen. Die Wissenschaftler erhitzen und stabilisieren es mit Teilchenbeschleunigerstrahlen in einer 80 Fuß langen Anlage.
Gegründet: 1998
Bargeld: $1.2b (Entspricht in Deutschland 1,2 Milliarden)
Zeitplan: Anfang der 2030-iger Jahre
Helion Energy Inc, Everett, Washington
Die Pläne des geplanten Reaktors dieses Start-ups ähneln einer riesigen Hantel. In Tanks an beiden Enden wird das Brennstoffgemisch aus Deuterium und Helium-3 erhitzt, wodurch Plasmaringe entstehen. Diese werden dann mit Geschwindigkeiten von bis zu einer Million Meilen pro Stunde aufeinander geschossen und mit Magneten komprimiert, um eine Reaktion auszulösen. Diese Methode, die so genannte Magneto-Inertialfusion, wird die Energie effizienter nutzen als große Tokamaks oder Dampfkreisläufe, sagt Scott Krisiloff, Chief Business Officer bei Helion.
Als Helion auf den Plan trat, war das Silicon Valley bereits bereit, sich zu beteiligen. Helion wandte sich an den Investor Peter Thiel, um Geld zu erhalten. Sam Altman, die Führungskraft hinter ChatGPT, trat dem Unternehmen als Vorsitzender bei.
Der sechste Prototyp von Helion, Trenta, erhitzte im Jahr 2021 Plasma auf fast 100 Millionen Grad.
Gegründet: 2013
Bargeld : $577m
Zeitplan: Ende dieses Jahrzehnts
Commonwealth Fusion Systems, Devens, Massachusetts
Commonwealth Fusion Systems ist ein Ableger des Massachusetts Institute of Technology. Das Gerät war ursprünglich ein Projekt in der Fusionsdesignklasse von Professor Dennis Whyte. Es wurde 2015 in einer offiziellen Arbeit verfeinert, und Whyte wurde Mitbegründer des Unternehmens. CFS baut einen Reaktor mit magnetischem Einschluss. Es handelt sich um einen Tokamak, den Mitbegründer und Chief Science Officer Brandon Sorbom als einen Donut-förmigen Magneten beschreibt, dessen Felder sich spiralförmig um seine Oberfläche winden, wie ein in einen Donut eingewickelter Friseurstab.
Laut Sorbom haben Tokamak-Reaktoren im Allgemeinen eine der längsten und zuverlässigsten Publikations- und Versuchsreihen hinter sich, die bis in die 1950er Jahre zurückreichen. Die geheime Rezeptur des Commonwealth liegt in der Entwicklung der Magnetanordnung. Im Jahr 2021 sorgte das CFS nach einem erfolgreichen Test seiner Anordnung für Schlagzeilen.
Gegründet: 2018
Bargeld: $2.2b (Entspricht 2,2 Milliarden)
Zeitplan: Anfang der 2030-iger Jahre
Wenn man bedenkt, wie nah die Ziele dieser Startups sind ist, sind die Planungen für Mega-Windparks und Mega-Solaranlagen umso absurder. Gleiches gilt für absurd teure und Landschafts-zerstörende „Strom-Autobahnen“. Diese Anlagen würden ungefähr zur gleichen Zeit in Betrieb gehen, wie neuartige Atomkraftwerke oder Anlagen zur Kernfusion. Diese können dort aufgebaut werden, wo man sie benötigt.
Die aktuellen, hektischen Schritte der Politik sind schlicht unnötig und mit Blick auf die heimische Wirtschaft und die Bevölkerung brandgefährlich.
Keine der oben vorgestellten Fusionsanlagen ist klein genug für einen Haushalt oder ein Einfamilienhaus. Wäre ein Gerät so klein, benötigte es kein Leitungsnetz und Investoren wie Bill Gates, Peter Thiel und Shell würden einen weiten Bogen machen. Das gilt selbstverständlich auch für alle Energie-Lobbyisten innerhalb und außerhalb unserer politischen Institutionen. Denn bei derartigen Geräten könnten sie keine (verteuerte) Energie verkaufen, sondern nur die Geräte selbst. Und an denen ist nicht viel zu verdienen.
Das heißt, ich werde bei der „Kalten Kernreaktion“ weiter dranbleiben, denn nur sie berücksichtigen durch ihre kleine Bauweise in erster Linie die Interessen der Verbraucher. Mit Großanlagen, gleich welcher Art, treiben Technikkonzerne und Lobbyisten die Politik weiter vor sich her und der Verbraucher zahlt.